Auf der griechischen Insel Korfu, die eher italienisch-venezianischen
Charakter und mediterranes Flair besitzt, befindet sich im Dorf Liapades
der von Sofia Pagiatis geführte Beepark Skiadena. Hier sind 23 Bienenstöcke
mit ihren Völkern beherbergt, die Sofia nach alter Familientradition versorgt
und ihren einzigartigen Blütenhonig rein manuell herstellt.

Außer einem Handy besitzt sie keinerlei moderne Kommunikationsmittel.Sofia
verfügt über ausgezeichnete Deutschkenntnisse, die sie sich gemeinsam mit
ihrem Ehemann bei ihrem 20jährigen Aufenthalt in Hamburg erworben hat.
Oftmals kommt sogar der Hamburger Dialekt durch, was sie umso sympathischer
macht. Sofia gibt uns die einmalige Gelegenheit, Insiderwissen über Bienen zu
erwerben und ihre handgemachten Produkte - Honig, Gorse aus dem Himalaya,
Rosmarin und Basilikum, Gelee Royal sowie handverlesene Blütenpollen zu
verkosten.

Als Honiglöffel sollte man nur einen aus Olivenholz gefertigten Löffel
verwenden, Zedernholz sei z.B. überhaupt nicht für den Honig geeignet.
Sofia weiß soviel über die Bienen, dass die Industrie aus Deutschland sie
sogar zu Seminaren gebeten hat. Sofia seufzt und bemerkt traurig, aber auch
etwas entrüstet, dass die Wirtschaft, die leider in erster Linie an den Profit
denke, die Bienen, die sowieso nur ca. 21 Tage leben, mit industriellem Futter,
welches Antibiotika enthält, füttere, so dass ihre Lebensdauer sich
nur noch auf 9 - 11 Tage beschränke.

Die Königin lebt bis zu 3 Jahren, allein die Eier, aus denen sich Königinnen
entwickeln, werden mit Gelee Royal gespeist. Auch für Bienenkrankheiten hat
Sofia die passenden Hausmittel und traditionellen Arzneien, sie würde z.B.
niemals Ameisensäure verwenden, um Parasiten zu bekämpfen, da die Bienen diese
nicht vertragen könnten.

Durch Wärme und Druck in den Anlagen der Industrie verändert sich vor allem
die Struktur und das Enzymprofil des Honigs, und er wird in gewisser, thermo-
mechanischer Hinsicht zum Teil denaturiert. Antibiotika werden nicht im Honig,
sondern in den Bienenvölkern angewandt, von wo sie in den Honig übergehen
können.In Deutschland ist das, im Gegensatz zu anderen Ländern wie z.B.den
USA, strengstens verboten. Hier werden Bienenseuchen durch Abtöten der Völker
bekämpft.

Wenn der Faden des Honigs abreißt, besitzt der Honig einen zu hohen
Wassergehalt.Beim Probieren des Blütenhonigs machen wir auch gleich diesen
Fadentest - es handelt sich bei Sofias Honig wirklich um eine hervorragende
und naturbelassene Qualität.

Ihre Liebe zu den Bienen wuchs, als sie als kleines Mädchen bereits ihrem
Großvater zusah, wie er die Bienen versorgte und andächtig den Honig aus den
Waben löste. Sie fand die Herstellung spannend und glitt über in die ihr
märchenhaft erscheinende Welt der Bienen. Sofia hat von ihrem Großvater
ein handgeschriebenes und in Leder eingebundenes Buch geerbt, in dem
alles aufgeschrieben ist, was ihr Großvater über Biene wusste. Dieses
Buch ist ihr Schatz, den sie wie ihren Augapfel hütet.

Wenn die Königin eines Volkes stirbt, kann Sofia am verstärkten Summen,
das wie ein Heulen oder Weinen klingt, die Verzweiflung der Bienen hören.
Es geht ihr ans Herz, und man möchte meinen, die Bienen seien ihre eignen
Kinder. Beim Öffnen der Bienernstöcke gehen dann die Bienen nach kürzester
Zeit in die Ventilation über, was hormonelle Gründe hat.
Ein Volk verbraucht im Jahr immerhin durchschnittlich 90 kg Honig für sich
selbst, wie man herausgefunden hat. Zwar lebt die Königin von Gelee Royal,
aber nur von dem, was die Bienen ihr direkt verabreichen. Der Imker kann es
sehr wohl gewinnen (durch massenhafte Anzucht von Königinnenlarven und das
rechtzeitige Abtöten derselben, bevor sie ihre Portion aufgefressen haben),
aber es würde von der Königin nicht angenommen.

Wir trinken Eiskaffee bei Sofia und plaudern in der Hollywoodschaukel- Sofia
weigert sich, auch nur an das Exportieren ihrer Produkte zu denken. Sie sagt:
"Meine Großmutter hat mir immer gesagt - was man mit zwei Armen und zwei
Beinen erreichen kann, dafür sind wir gemacht und dabei sollten wir auch
bleiben - dann tut man es für sich selbst und es bleibt im Herzen. Alles,
was im Grunde nicht mehr natürlich erreichbar ist, meide, damit die Qualität
gut und gleich bleibt."

Sofia hat auch einige Olivenbäume, aus denen sie Öl herstellt. Oliven werden
oft nur alle zwei Jahre geerntet. Sofia produziert für den Eigenbedarf und
verkauft an die Besucher, die sich in ihren Beepark verlaufen. Sie macht
keinerlei Werbung, ist aber damit einverstanden, dass ich Fotos und Geschichten
rund um ihre traditionelle griechische Imkerei veröffentliche. Sofia hat allen
Kontakt zur Honigindustrie abgebrochen und möchte allein sein mit ihrem
Bienenvolk.

Wir schmunzeln - und halten sie für die wahre Königinmutter der Bienen -
resolut, robust, fürsorglich, emsig, immer bei der Arbeit, unheimlich dis-
zipliniert, denn: "Ohne Arbeit kein Lohn - und keine Ernte". Zwischendurch
macht sie ihre eigenen Marmeladen und Süßigkeiten ein und betreut mehrere über
der Insel verstreute Bienenstöcke. Sie bedauert, dass die jungen Leute aus
Korfu heute nicht mehr dieses Handwerk erlernen möchten, sondern lieber an ihre
Rentenversicherung denken und empört darüber sind, dass Sofia möglichen Helfern
leider keine Festanstellung bieten kann. Also arbeitet sie weiterhin allein.
Sie liebt und lebt ihre Arbeit und trinkt den Kaffee übrigens nur zusammen mit
Gästen - nie allein. Beim Abschiednehmen sind wir so gebannt von ihren
Geschichten, dass wir glatt vergessen, zu bezahlen. Auch Sofia hat es
vergessen, und so ist das Gelächter groß, als wir nochmals zum Beepark
zurückfahren, um unsere Honigschulden zu bezahlen.

Sofia Pagiatis
Liapades
Bee Park Skiadena
Korfu
Griechenland

  • Kontakt: Griechenland / Tel. 6979508444, Tel. 6976313530